Pädagogisches Konzept

Die vier Säulen der Waldorfpädagogik

1. Vorbild und Nachahmung

 

Er-ziehung = Be-ziehung

 

Wenn man kleine Kinder genau beobachtet, stellt man fest, dass sie nicht dadurch etwas lernen, dass man ihnen die Welt erklärt, sondern dass sie in dieser Altersstufe durch Vorbild und Nachahmung lernen. Diese Fähigkeit der Nachahmung ist angeboren. Nachgeahmt wird das, was die Umgebung bietet. Der Mensch erlernt das Menschsein nur am Menschen in der persönlichen Umgebung. Das heißt für uns im Waldorfkindergarten: Alle Forschungen über Entwicklungsgesetze und Bedingungen des menschlichen Werdens haben insofern Gültigkeit und wirkende Bedeutung, als sie in der realen Begegnung zwischen den Erzieherinnen und den Kindern immer wieder neu entstehen. Das wichtigste Moment des Erziehungsgeschehen ist die stets neue Begegnung von Mensch zu Mensch.

 

Nachgeahmt wird nicht nur Bewegung und Sprache als solche, sondern auch wie man spricht, wie man sich bewegt. Die gesamte Qualität, die hinter unserem Sprechen und Verhalten steckt, wird mit übertragen. Je kleiner das Kind ist, desto mehr vermittelt sich ihm diese Qualität- häufig bis in die leibliche Bildung hinein. Der Kehlkopf des Kindes z.B. bildet sich organisch an der Art des Sprechen (und Singens) der Erwachsenen.

 

2. Rhythmus und Wiederholung

 

geben Sicherheit und Orientierung

 

Rhythmus und Wiederholung geben Sicherheit und Orientierung. Deshalb legen wir auf diese Elemente großen Wert.

Diese spiegeln sich in vielfacher Hinsicht in unserer pädagogischen Arbeit:

 

Im Tagesablauf

Freies Spiel, ggf. angeleitetes Spiel - Essen - freies Spiel -Schlusskreis (Geschichte, Spiel oder Puppenspiel) im Wochenlauf

 

Im Wochenlauf

bestimmtes Essen an bestimmten Tagen, feste zusätzliche Angebote

 

Im Jahreslauf

Jahresfeste, Geburtstagsfeiern, Schulkinderaktivitäten, Natur erleben

 

Als Menschen sind wir eingebettet in die großen und kleinen Rhythmen der Natur – in die auf der Erde und in die des gesamten Kosmos. Tag und Nacht bestimmen unser Leben ebenso wie der Wechsel der Jahreszeiten. Gleichermaßen sind wir beeinflusst von den Rhythmen unserer Leiblichkeit, wie sie sich z.B. im Herzschlag und der Atmung zeigen. Jeder Mensch hat seinen Biorhythmus und seinen individuellen Lebensrhythmus. Diesen zu stabilisieren ist besonders in der frühkindlichen Erziehung zu einer gedeihlichen Entwicklung dringend nötig.

 

3. Pflege der Sinne

 

zur reichhaltigen Entfaltung der Entwicklungsmöglichkeiten

 

Die Pflege der Sinne und der Sinneswahrnehmung dient der reichhaltigen Entfaltung der Entwicklungsmöglichkeiten und ist daher ein weiter Eckpunkt unserer Arbeit. Rudolf Steiner beschreibt 12 verschiedene Sinne, moderne Naturwissenschaften kennen heute auch längst mehr als die klassischen fünf. Im Alter zwischen 0 Jahren und sieben Jahren sind es vor allem die sogenannten „Basis-Sinne“, auf die unser besonderes Augenmerk gerichtet sein muss.

 

a) der Tastsinn

 

b) der (Eigen-) Bewegungssinn

 

c) der Lebenssinn

 

d) der Gleichgewichtssinn

 

Diese vier Sinne sind am stärksten leibgebunden. Gerade in den ersten Jahren findet hier noch eine grundlegende Entwicklung statt. Diese ist mit der Geburt eben nicht abgeschlossen. Der kindliche Organismus ist nur in soweit "fertig", als er ohne Verbindung zum Mutterleib lebensfähig ist.

Die Sinnespflege spielt für die gesunde Entwicklung eine entscheidende Rolle.

 

Wie und wodurch pflegen wir die Sinne?

 

Der Tastsinn

 

bekommt Anregungen durch viele unterschiedliche Tasterlebnisse

  • beim Obstschneiden, Teig kneten, Brot streichen
  • vielfältiges natürliches Spielmaterial
  • natürliches Material der Einrichtung - auch Spielmaterial, verschiedene Hölzer, Stoffe, Körbe
  • Reigen und Fingerspiele
  • Draußen Spiel (Sand, Wasser, Feuer - Walderkundungen z.B.)

 

Der Lebenssinn (veg. Nervensystem)

 

wird gefördert durch:

  • rhythmischer Ablauf des Lebens
  • gesunde Lebensmitte
  • liebevolle, freundliche Atmosphäre
  • warme Kleidung, Geborgenheit

 

Der (Eigen-) Bewegungssinn

 

entwickelt sich durch vielfältige Bewegungsmöglichkeit für Grob- und Feinmotorik

  • freies Malen und Basteln
  • Bäume klettern, graben, bauen, Bewegungsspiele,
  • Balancieren
  • Möbel tragen u. bauen...

 

Der Gleichgewichtssinn

 

wird geübt durch

  • klettern
  • balancieren
  • jonglieren
  • Eurythmie
  • Reigen
  • malen

 

4. Berücksichtigung der Entwicklungsphasen

 

"zu früh" ist ebenso hinderlich wie "zu spät"